Töpferkunst in Bulgarien

In der Antike war die Arbeit des Töpferns ein Werk, bei dem Leben in rauhes Material gebracht werden mußte, bevor man den Ton überhaupt bearbeiten konnte. Dies könnte auch der Grund sein, warum in den Mythologien vieler Völker (Indien, Ägypten, Mesopotamien) der Töpfer ein Gott oder ein Held ist, der Menschen aus Ton und Wasser schafft. Dieser Mythos ist ebenfalls Teil der biblischen Legende von der Schaffung der Welt und ähnlich dem Glauben an die magische Macht des Schmiedes, der mit dem Reinigen von Macht durch Feuer arbeitet. Bulgarischer Mythologie zufolge ist die Arbeit des Töpfers heilig, die Geheimnisse des Handwerks werden von jeder Familie eifersüchtig gewahrt.

Erst im 18. und 19. Jahrhundert brach man diese Regel und ließ auch Menschen außerhalb der angestammten Zunft dieses Handwerk lernen. Die Bulgaren waren früher der Meinung, dass man, um die Kunst des Töpferns zu lernen, nicht nur enthusiastisch und fleißig sein mußte, sondern auch den Segen eines Gottes brauchte – und vielleicht ist das der Grund, warum Keramiken zu den besten Produkten des Kunsthandwerks gehören.

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts gab es mehrere wichtigere Zentren für die Produktion von Töpferwaren. In der Mitte des Jahrhunderts erreichte das Handwerk seinen Zenit in den Städten Trojan, Gabrovo, Berkovica, Razlog, Ajtos, Chiprovci, dem Dorf Businci und in der Region Sofia. Es gab einen gut organisierten Markt, der zu Wechselwirkungen von Techniken und dekorativen Prinzipien führte. Einige Regionen behielten ihre bestimmten Vorlieben für Form, Dekoration und Farbe jedoch bei.

Die typische Form bulgarischer Töpferwaren ist der Krug mit einem verlängerten Hals, seine Spitze wurde gelb und grün bemalt. Auch flache Weinbrand-Flaschen sind typisch für die bulgarische Töpferei.